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Philolympics 2019/2020

Auch heuer nahmen wieder einige Schüler/innen der 8. Klassen an der Philosophie-Olympiade 2019/20 teil. Die heurigen Schulsieger/innen Naemi Troyer (8a) und Eric Müller (8B) verfassten sehr gesellschaftskritische und provokante Essays zu einem Zitat aus dem Buch: „Der überflüssige Mensch“ von Ilija Trojanow.

Existieren oder nicht existieren. Leben oder nicht leben. “Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage”, wie es schon William Shakespeare treffend ausgedrückt hat. Das Aufscheinen eines Menschenlebens in der Geschichte wird immer vom jeweiligen Zeitgeist, von der Gesellschaft bestimmt. Wer durch das vorgegebene Raster fällt, bleibt ein Niemand, unerkannt und unbeachtet. Wie früher der Stand, so heute die Wirtschaftsleistung, der „individuelle wirtschaftliche Wert”. In einem Leistungssystem muss jeder “funktionieren”, jede Birne muss brennen, ausgebrannte Lampen oder jene mit anderem Licht oder solche mit weniger Volt, geringerem Outcome werden ausgetauscht. Der Wert eines Menschen und sein Recht, zu sein, werden bestimmt durch äußere Faktoren. Er ist nur existent, um zu leisten, konform zur Gesellschaft.“ (Naemi Troyer 8a)

Die Kinder können nur kurz „Vollzeit“ begleitet werden, um danach auch möglichst rasch in den ökologischen Kreis des Wahnsinns eingeschleust zu werden. Natürlich existieren sie, die Mütter oder Väter, die es sich leisten können und zuhause bleiben wollen. Doch wozu - und wer finanziert das Ganze? Die Kinder werden in eine Welt entlassen, wo es scheint, dass sich jeder selbst der nächste ist und obwohl viele Menschen vorgeben, nicht dem Geld verschrieben zu sein und sicher einige reinen Herzens sind, so wird das Weltgeschehen stets durch Geld gelenkt und durch nichts anderes. (Eric Müller 8b)

Die Teilnehmer der heurigen Philosophieolympiade konnten wieder aus vier Zitaten wählen:

  1. Sind Sie überflüssig? Natürlich nicht. Ihre Kinder? Nein, keineswegs. Ihre Verwandten, Ihre Freunde? Geradezu eine unverschämte Frage, ich weiß. Ehrlich gesagt, empfinde ich mich selbst auch nicht als überflüssig. Wer tut das schon? Höchstens an ganz schlechten Tagen. Und doch gelten viele Menschen auf Erden als überflüssig, aus Sicht von Ökonomen, internationalen Organisationen, global agierenden Eliten. Wer nichts produziert und - schlimmer noch - nichts konsumiert, existiert gemäß den herrschenden volkswirtschaftlichen Bilanzen nicht.
    Ilija Trojanow: Der überflüssige Mensch. Residenz, 2013, S. 7
  1. Auch wenn sie es nicht gerne hören: Die großen technischen Innovationen sollte man nicht der Jugend überlassen; ihr fehlt die Weisheit, damit angemessen umzugehen.
    Michael Köhlmeier, Konrad Paul Liessmann: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist, Adam? Hanser, 2016, S. 43
  1. Die Wahrheit ist häßlich. Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen.
    Friedrich Nietzsche: Aus dem Nachlaß der Achtzigerjahre. Werke in drei Bänden. München 1954, Band 3, S. 830-838
  1. Was aber wäre, wenn wir es wagten, die Beziehung zwischen Wissen und Emanzipation neu zu denken? […]. Doch genau das ist der lähmende Effekt, auf den die Machthaber heute abzielen: Sie ziehen unsere Fähigkeit, uns selbst zu bilden, um gemeinsam eine bewohnbarere und gerechtere Welt aufzubauen, ins Lächerliche. Man bietet uns jede Menge Gadgets zur Rettung an: Technologien und Wunschdiskurse. Leader und Fahnen. Kürzel. Bomben. Wir werden in Projekte mit delegierter Intelligenz hineinmanövriert, bei denen wir Menschen endlich so dumm sein können, wie wir es schon zu sein bewiesen haben, weil die Welt und ihre Machthaber an unserer Stelle intelligent sein werden. Eine smarte Welt für ihre unheilbar dummen Bewohner.
    Marina Garcés: Neue radikale Aufklärung. Turia + Kant, 2019, S. 13

Die schulinterne Jury wählte schließlich aus ca. 30 Essays zwei Siegertexte aus. Naemi Troyer 8A und Eric Müller 8B konnten somit an dem Landeswettbewerb teilnehmen und wurden zu der Preisverleihung am 13. Februar 2020 in die Tabakfabrik Linz eingeladen. Bei diesem feierlichen Festakt im Veranstaltungsraum des Open- und Creativspace der Sparkasse OÖ erwartete sie ein Vortrag des Philosophen Thomas Mohrs, eine anschließende, hoch philosophische, Diskussionsrunde und die Ehrung der Landessiegerin.

Wir gratulieren sehr herzlich und freuen uns über die kritischen und originellen Texte unserer Schüler/innen.