Die 5B staunte nicht schlecht, als Pandora Spindler ihre spontane Teilnahme an der AKKUcrimeLINE Junior verkündete und ihr eingereichter Text auf Anhieb von der Fachjury prämiert wurde.
Bei dem vom Kulturzentrum AKKU veranstalteten Schreibwettbewerb stellten insgesamt 150 junge Autor*innen ihr Schreibtalent zum Thema „Eine folgenschwere Entscheidung“ unter Beweis. Am 30. Juni 2021 wurden im AKKU die neun prämierten Texte von den Autor*innen vor Publikum, darunter auch Frau Prof. Oswald, Frau Prof. Pölzl und Herr Prof. Buchberger, persönlich vorgetragen. Es gab viele gute Ideen und spannende Szenen, jedoch übertraf, laut dem kritischen Urteil der Klassenkolleginnen Johanna Granig, Leonie Spöck und Helena Troyer, nichts die Geschichte von Pandora Spindler – eine fesselnde Mordgeschichte, verziert mit schöner Sprache und brisanten Details. Auch an Humor fehlt es der Kurzgeschichte nicht und das unerwartete Ende, an dem sich auf einmal alles auflöst, lässt erkennen, wie gut durchdacht und wohl überlegt der Text ist und welche Mühe dahintersteckt.
Wir gratulieren Pandora Spindler zu diesem großartigen Erfolg und wünschen ihr noch viele weitere Literaturpreise! In Hinblick auf ihr Talent, ihre Motivation und nicht zuletzt auf ihren Mut und den Willen, ihre Vorhaben auch in die Tat umzusetzen, freuen wir uns schon auf weitere gute Geschichten.
Auszüge aus dem Kurzgeschichten-Krimi Eine folgenschwere Entscheidung von Pandora Spindler:
Wie Schneewittchen sah es aus, als es so neben dem Leopoldibrunnen lag. Lange Haare, schwarz wie Ebenholz, Haut so weiß wie Schnee und blutrot das kleine Rinnsal, das sich über Wange, Hals, Arm und Hand schlängelte und in eine große Pfütze am Boden mündete. „So mordet man in der Romantikstadt Steyr“, murmelte Kommissarin Roswitha Rossbacher.
„Wissen wir schon was über das Opfer?“, fragte Rossbacher und drehte sich zu ihrem uniformierten Kollegen, Kommandant Basic, um. „Ja. Carla Wintersteiger, 15 Jahre alt, Schülerin aus gutem Haus, ich hab einen Bericht auf RTV über sie gesehen. Sie hat einen sehr erfolgreichen Youtube-Kanal, „Carlasfuture“, auf dem sie über gesundes Leben, Naturkosmetik und Umweltthemen berichtet. Tik Tok, Instagram, Twitter, das volle Programm. Die Kleine hat fast eine Million Follower! Also, hatte.“ Den vorletzten Satz äußerte Basic mit hörbarer Bewunderung. Rossbacher zog eine Augenbraue hoch und erkannte eine wohlbekannte, kleine Gestalt in wallendem Umhang, die gerade resolut zwei Beamte zur Seite schob, die vergeblich versuchten, sie zurückzuhalten. Es war Agatha Glinsner, allgemein bekannt als „die Glinsnerin“ oder „die Nachtwächterin“, mit Betonung auf „die“. Sie schien einfach jedes Geheimnis und jede Person in Steyr zu kennen, verdingte sich als Fremdenführerin, Geschichtenerzählerin und Nachtwächterin und war berühmt für ihre Anekdoten. Angeblich waren sie alle wahr, zumindest ein bisschen.
Roswitha verdrehte die Augen und seufzte: „Ich brauche keine Follower, ich hab schon eine Verfolgerin.“
„ … Oben im Schloss Lamberg, da stellt der Baustadtrat Gerhard Poschacher grad sein neuestes Projekt vor, den Gewerbepark für diesen Linzer Arzneimittelhersteller im Wehrgraben. Lässt sich dort von allen Großkopferten für die Arbeitsplätze feiern, die er damit nach Steyr bringt. Ich habe als Rahmenprogramm ein paar Steyrer Sagen für die Linzer erzählt, da ist auf einmal Carla aufgetaucht und hat Poschacher an den Kopf geworfen, dass er Giftmüll für die Linzer in der Au verbaggert.“