Ein Schwerpunkt im Lehrplan für Religion in der 7. Klasse im zweiten Semester ist das Auseinandersetzen mit „Schuld“ und „Sünde“. Im Rahmen des Religionsunterrichts unter der Leitung von Frau Prof. Schörkhuber durfte sich die 7C in einem mehrwöchigen Projekt über die österreichischen Justizanstalten mit besonderem Augenmerk auf die Gefangenseelsorge informieren.
Dieses Projekt war in mehrere Teilblöcke gegliedert. Von Rudolf Holzapfel, einem ehrenamtlichen Gefängnisseelsorger, wurden wir in den Gefängnisalltag eingeführt:
Am 16.03. besuchte er uns, um mit Hilfe von kurzen, einprägsamen, erheiternden, aber auch nachdenklich machenden Anekdoten einen Einblick in seine Arbeit zu gewähren. Von oberflächlichen Details, zum Beispiel den Sicherheitskontrollen, um in das Gefängnis zu gelangen, bis hin zu herzergreifenden Geschichten von Insassen in unserem Alter, staatenlosen Müttern ohne Zukunftsaussichten, erzählte er uns alle seine „Gschichteln“, ohne lange um den heißen Brei herumzureden. Die sonst so regungslosen, desinteressierten und mit ausdrucksloser Miene in den Bänken sitzenden Siebtklässler wandelten sich zu hochinteressierten und wissbegierigen jungen Erwachsenen. Herr Holzapfel beantwortete alle unsere teils auch sehr persönlichen Fragen, ohne lange nachzudenken, sodass die zwei Einheiten wie im Flug vergingen.
Im zweiten Teilblock wurden die besprochenen Inhalte noch einmal aufgegriffen. An unserem Lieblingsplatz – dem Sofa im Erdgeschoss – reflektierten, recherchierten und argumentierten wir die Problemthemen, die Herr Holzapfel angesprochen hatte. „Was bedeutet es in einem Land wie Österreich wirklich staatenlos zu sein?“ oder „Kann Familie hinter Gittern überhaupt funktionieren?“ sind Beispiele für Fragestellungen, die wir gemeinsam erörterten. Besonders im Gedächtnis ist uns der Fakt geblieben, dass Herr Holzapfel keinen einzigen Cent für seine Arbeit – die er somit ehrenamtlich verrichtet - bekommt. Das heißt auch, dass er sich das Zugticket, um in die verschiedensten Justizanstalten in ganz Österreich zu kommen, selbst bezahlen muss.
Um einen weiteren Einblick in die Funktionsweise einer JA zu erhalten, wurde noch ein zweites Treffen im Rahmen unseres Projektes angesetzt: Ein Treffen mit den Justizbeamten der JA Garsten. Im Vorfeld sammelten wir dazu einige Fragen, um für die Beamten unangenehme Themen, wie zum Beispiel den Drogenhandel im Gefängnis, anzusprechen. Am 15.06. trafen wir uns mit Herrn Brigadier Derflinger und Herrn Abteilungsinspektor Aigner im kleinen Pfarrsaal der Pfarre Garsten. Ein Besuch direkt im Gebäude der JA Garsten war leider nicht möglich, da nur Personen über 18 Jahre diese Räumlichkeiten betreten dürfen. Nichtsdestotrotz bekamen wir reichlich Auskunft auf unsere Fragestellungen. So wurde zum Beispiel das Mysterium der zwei Justizwachebusse gelüftet, die fast täglich um 7:35 Uhr an unserer Schule vorbeifahren. Hierbei handelt es sich um Krankentransporte, um die medizinische Versorgung der Insassen zu gewährleisten. Auch Fragen zu sonst als Tabuthemen abgetane Themen, wie zum Beispiel Transsexualität, wurden beantwortet. So gibt es in Asten eine extra Abteilung, die auf die Bedürfnisse von Transpersonen zugeschnitten ist. Eine Einführung in den Strafvollzug sowie Informationen über den Gefängnisalltag und die Ausbildung, um in einer JA zu arbeiten, waren auch Gesprächsstoff.
Mit der Exkursion in die JA Garsten schloss sich auch der äußerst interessante Themenblock zu „Schuld und Sünde“. Ein großes Dankeschön möchten wir – die 7C - an Frau Prof. Schörkhuber richten, die keine Mühen gescheut hat, trotz diverser organisatorischer Schwierigkeiten uns diesen Ausflug zu ermöglichen.