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Sprachreise nach Modena 7ABC

In der dritten Woche des neuen Schuljahres ging es für uns, die tapfere Italienisch-Gruppe 7ABC, auf nach Italien, ins mittelgroße und sehr romantische Städtchen Modena. Und ohne zu übertreiben will ich sagen, dass dieser Ausflug wohl einer der lehrreichsten in unseren bisherigen Leben war. Vom Alltag mit den Gasteltern (die eher so etwas wie Gastgroßeltern waren), über die Tagesausflüge zu Kulinarik- und Sporteinrichtungen bis zum Nachtleben in italienischen Bars (zumindest bis 23:00), es gab immer etwas Unbekanntes zu erleben. Als weltoffener Mensch kam man hier auf keinen Fall zu kurz.

 Hier ein Paar Beobachtungen, Erlebnisse und Besonderheiten, die eine große Rolle auf unserer Reise spielten:

Italiener sind sehr herzlich. Bis auf einen kleinen Meinungsunterschied zwischen Schaffner und Fahrgast, der fast eskaliert wäre, kamen uns die Menschen in Modena sehr ausgeglichen und fröhlich vor. Es wirkt oft so, als machten Italiener alles, was sie tun, mit Passion. Reden, lachen, lieben, streiten, morden und wohl Leben im Generellen. Etwas, das uns im verregneten und stockfaden Steyr häufig sehr angenehm wäre.

Es gibt keine Supermärkte in der Stadt. Stattdessen kann man in Mini-Läden, sogenannten „Negozi“ einkaufen. Die Auswahl hier ist um einiges komprimierter als in normalen Supermärkten und die Verkäufer wirken nicht so, als würden sie ihren Job gerne machen (oder als würden sie ihr Leben im Generellen mögen).

Der Kaffee ist fantastisch und sehr billig, selten zahlt man über 2 Euro. In unserem Lieblingscafé „Grande Italia“ bekam man sogar einen Cappuccino für nur 1,40 €. Das ist wirklich angenehm, wenn man bedenkt, dass man für denselben bei uns daheim mindestens 3,50 € ausgeben müsste.

Alte Gebäude wie Kirchen sind tatsächlich schief. Nicht nur der berühmte Turm von Pisa, auch die Kathedrale von Modena steht alles andere als normal zum Boden, wie es ein Mathelehrer fassen würde. Auch die Türme in Bologna, von welchen wir den höheren bestiegen, weisen eine unwahrscheinliche und fast schon unmöglich aussehende Schräge auf. Das liegt am Untergrund aus lehmigem Morast und Sand, der sich unter dem Gewicht der massiven Steingebäude verformt.

Wer kein Italienisch spricht, ist meist hoffnungslos verloren. Hätte ich nicht Felix und Konsti an meiner Seite gehabt, wüsste ich nicht, wie die Kommunikation mit den Gasteltern Anna und Gilberto jemals funktioniert hätte. Großen Respekt an Emma, welche die ganze Woche über allein bei ihrer Gastmutter lebte.

Mitten in Modena wurde ein Film über Enzo Ferrari gedreht, weshalb viele Straßen abgesperrt waren. Das hatte zur Folge, dass wir viele Umwege machen mussten, um unsere Ziele zu erreichen. Man sieht also wieder, mit genug Geld kannst du auch eine halbe Stadt für dich beanspruchen. Tatsächlich waren unter anderem Penelope Cruz und Patrick Dempsey anwesend, was natürlich zu begeisterten Menschenmassen führte, die die Stars im Cockpit eines schönen alten Ferraris fotografieren wollten. Eine Gruppe Italienerinnen versammelte sich vor der Straße, und immer, wenn Dempsey vorbeikam, riefen sie ganz aufgeregt „Patriccckee“ in italienischem Akzent.

Mein Lieblings-Opernsänger (und nein, ich zieh mir nicht täglich Opern rein), Luciano Pavarotti, wurde in Modena geboren, was sich durch Bars und Straßen, die nach dem Weltstar benannt sind, bemerkbar macht. Falls ihr noch nie von ihm gehört habt: https://www.youtube.com/watch?v=XpYGgtrMTYs

Das Wasser in Modena ist schlimm. Da das Leitungswasser voll Chlor ist, trinkt man hauptsächlich aus Plastikflaschen. Und von solchen schmecken die meisten… ja fast schon scheußlich, im Vergleich zu dem, was wir in Österreich kennen. Aber das ist nichts Besonderes, viele von euch kennen das bestimmt vom Urlaub im Ausland. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, so reines und bekömmliches Leitungswasser in unserem Land zu haben. Nichtsdestotrotz gab es auch gutes Flaschenwasser zu kaufen, und wenn man mal wieder eines erwischt hat, freute man sich als hätte man im Lotto gewonnen.

Auf den vielen Ausflügen die wir als Gruppe unternahmen kamen wir einmal in den Genuss, auch wenn manche es wohl anders ausdrücken würden, am Essig-Hof Malpighi verschiedenste Sorten Balsamico zur Verkostung vorgesetzt zu bekommen. Auch wenn der Hälfte unserer Gruppe nachher etwas übel war, fand ich es faszinierend, wie vielseitig Essig schmecken kann. Herr Malpighi, welcher uns die Kostproben höchstpersönlich einschenkte, war ein extrem freundlicher Mensch, bei dem man merkte, wie sehr er seine Berufung liebt.

Um den Genuss noch etwas abzurunden, besuchten wir anderntags auch eine Käserei, in der unter anderem der berühmte „Parmigiano Reggiano“ hergestellt wird. Im ganzen Gebäude roch es derart intensiv, dass sich die Wiener, die ebenfalls die Fabrik besuchten, fast übergaben. Doch als waschechte Oberösterreicher, die ja auch Bauernhofgeruch gewohnt sind, steckten wir den Schmerz mit Leichtigkeit weg. Käserei-Funfact: Weil man jeden Tag rund um die Uhr mit dem Käse-Machen beschäftigt ist und den Käse auch nicht am Wochenende unbeaufsichtigt lassen darf, wird der Beruf von immer weniger Menschen ausgeführt.

Nun kommen wir von Milchprodukten zu etwas ganz anderem: Alte Leute, die Kugeln rollen.
Es handelt sich um das mehr oder weniger bekannte Spiel Boccia, welches in Italien seine Heimat hat. Eine wundervolle Sache, unterhaltsam und geschicklichkeitsfordernd. Ein kleiner Ball wird in die Mitte eines ca. 25 Meter langen und 3 Meter breiten Spielfeldes geworfen. Anschließend versuchen zwei Teams, größere Kugeln möglichst nahe an die kleine zu rollen. Wer ihr am nächsten kommt, holt Punkte für sein Team.
Da der Sport in der Jugend so gut wie keine Beliebtheit aufweist, bestehen die letzten Boccia-Clubs aus Damen und Herren fortgeschrittenen Alters. So auch der, den wir besuchten. Voll Freude erklärte man uns die Spielregeln (ohne Prof. Gergelyfi als Dolmetscher hätten wir Bahnhof verstanden) und moderierte unsere Partien. Es war wirklich spaßig, und jeder fieberte mit. Die Schüler, die Lehrer, und ich glaube auch die alten Leute. Ich hoffe es finden sich Menschen, die den Sport weiterführen, ansonsten wäre das sehr schade.

Nun habe ich noch nicht über die Sprachschule geredet. Jeden Tag hatten wir vier Stunden Unterricht in der Romanica Scuola di Italiano. Die Lehrer und Direktoren dort waren so herzlich, dass es jedes Mal eine Freude war, die Schule zu betreten. Und auch sie zu verlassen, weil man immer sehr ausgiebig verabschiedet wurde. Unsere Lehrerin, Erika, war ein wunderbarer Mensch, jemand der eine gute Freundin meiner Mutter sein könnte. Und wenn ich schon von den Menschen rede, die diese Reise zu dem gemacht haben, was sie war:

Ich bedanke mich herzlich bei Frau Professor Gergelyfi, die schon seit über 20 Jahren mit ihren Schülern nach Modena fährt, und es dieses Mal wieder wunderbar über die Bühne gebracht hat. Mit ihrer warmen, motivierenden Art schafft sie es immer, eine gute Stimmung in die Gruppe zu bringen und dieser auch etwas zu lernen.

Frau Professor Bauderer, die eine tolle, zusammenhaltende Kraft war, um diese Sprachreise zu unterstützen.

Meinen Gasteltern Anna und Gilberto, welche ich nur in der einen Woche extrem ins Herz geschlossen habe. Die beiden ergänzen sich perfekt und waren mehr als nur die Leute, bei denen wir geschlafen haben und die uns das (sehr schmackhafte) Abendessen machten. Schon krass, wie sehr man sich in sieben Tagen kennenlernen kann, obwohl man eigentlich ja eine komplett andere Sprache spricht, und das Italienisch-Vokabular für ordentliche Konversationen gar nicht ausreicht.

Den Gasteltern der anderen, die ich nicht persönlich kennengelernt habe, allerdings in Erzählungen sehr positiv wirkten.

Emma, Sandra, Naida, Felix und Konstantin, wir haben eine tolle kleine Gruppe gemacht. Und an den Abenden war es jedes Mal sehr spannend, gemeinsam bei einem (natürlich alkoholfreien) Drink über die verschiedensten Dinge zu diskutieren.

 /Die bezaubernden, spätsommerlichen Lichtstimmungen, die wir jeden Morgen am Weg zur Schule genossen, mit dem Wissen, einen erlebnisreichen Tag mit seinen Freunden vor sich zu haben, sind Dinge, die einem echt im Gedächtnis bleiben. Diese Reise hat sich wirklich ausgezahlt :)